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Rheumatische Gelenkerkrankungen

Eine Ärztin untersucht das Kniegelenk eines Patienten

Zum besseren Verständnis einer anderen Sparte rheumatischer Erkrankungen, der Gelenkerkrankungen, ist es vorteilhaft, diese in zwei Gruppen einzuteilen: die entzündlichen Formen - Arthritiden genannt - und die degenerativen Formen als Ausdruck von Stoffwechselstörungen, die als Arthrosen bezeichnet werden.

Da sich das Lebendige nicht an schematische Einteilungen hält, trifft man in der Praxis häufig Mischformen an. Zu den Entzündungen gesellen sich degenerative Vorgänge; man kann dann von einer Arthritis mit arthrotischem Einschlag sprechen. Oder auf arthrotische Prozesse pfropfen sich entzündliche Vorgänge auf, dann ist dies eine Arthrosis mit arthritischem Einschlag.

Diese Unterscheidung hat nicht nur theoretisches Interesse, sondern auch praktische Bedeutung. Die Arthrosen sind nämlich therapeutisch viel besser beeinflussbar als die Arthritiden. Wenn jene frühzeitig erfasst und richtig behandelt werden, können sie oft so weit gebessert werden, dass man von Heilungen sprechen kann. Bei vielen Arthritiden ist eine Heilung nur in beschränktem Maße möglich.

Das einfachste Unterscheidungsmerkmal ist die Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit, einfach Blutsenkung genannt. Manche Gelenkerkrankungen sind in ihrem Verlauf und in ihren Erscheinungsformen so charakteristisch, dass die Blutsenkung zur Diagnose nicht nötig wäre. Trotzdem ist sie bei diesen Erkrankungen eine unschätzbare Hilfe, weil sie bei Arthrosen den entzündlichen Anteil erkennen lässt und bei den rein entzündlichen Formen einen guten Anhalt für den Schweregrad der Erkrankung und später für den Behandlungserfolg gibt.

Es gibt eine Blutuntersuchung, bei welcher der sogenannte Rheumafaktor festgestellt wird. Da diese Bezeichnung von manchen missverstanden wird, sei sie besonders erwähnt. Der „Rheumafaktor" ist nur bei der primär chronischen Polyarthritis positiv, und auch dort nicht in allen Fällen. Bei allen anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises ist er negativ. Dies führt dazu, dass manche Patienten, die an einem eindeutigen Gelenkrheumatismus (Arthritis, Polyarthritis) leiden, bekümmert sind, weil „man" immer noch nicht wisse, was für eine Krankheit sie haben. „Rheuma" könne es ja nicht sein, da der Rheumafaktor negativ sei.

Eine Belehrung darüber, was es mit dem Rheumafaktor auf sich hat, bedeutet dann eine große Beruhigung.

Praktisch ist diese Blutuntersuchung nur von wissenschaftlichem Interesse; für die Behandlung gibt sie keine spezifischen Hinweise.

Aus dem Buch "Rheuma" von Dr. med. M. O. Bruker, emu-Verlag Lahnstein.
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