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Was tun bei Hüftgelenkarthrose

Die Hüftgelenkarthrose ist schwer beeinflussbar

Die Hoffnung auf Besserung muss allerdings bei Hüftgelenkarthrosen eingeschränkt werden, denn sie sind von allen Arthrosen am schlechtesten zu beeinflussen. Dies hängt mit den anatomischen Verhältnissen des Hüftgelenks zusammen.

Der Hüftkopf ist in der Blutversorgung ein Endstromgebiet; deshalb sind nach Schenkelhalsbrüchen degenerative Veränderungen des Hüftkopfes eine häufige Komplikation. Es liegt beim Hüftkopf insofern eine anatomische Besonderheit vor, als von allen Gelenken er allein noch eine zusätzliche Blutversorgung über ein Band hat, das von der Hüftpfanne direkt zum Kopf zieht. Wenn die kleine Arterie dieses Bandes durch arteriosklerotische Veränderungen verschlossen ist, ist die Versorgung des Hüftkopfes erschwert, was ebenfalls zu degenerativen Veränderungen im Sinne einer Arthrose führt.

Grafische Abbildung eines Hüftgelenks
Rechtes Hüftgelenk

Diese Verhältnisse erklären die besondere Neigung des Hüftgelenks zum relativ raschen Fortschreiten der zerstörenden und degenerativen Prozesse und ihre schwere therapeutische Beeinflussbarkeit. Deshalb ist gerade bei Hüftgelenkarthrosen eine frühzeitige und strenge Ernährungsbehandlung dringend erforderlich. Da die Arteriosklerose und die Arthrose gemeinsame Ursachen haben - sie liegen in der Zivilisationskost -, kommen sie häufig kombiniert vor.

Die Arthrose ist keine Verschleißkrankheit

Wenn diese Tatsachen und Zusammenhänge mehr bekannt wären, würde es nicht vorkommen, dass der größte Teil der Patienten zu spät zu einer solchen sinnvollen und wirklich hilfreichen Behandlung kommt. Hieran hat wirklich nur mangelndes Wissen die Schuld. Den Kranken wird fälschlicherweise gesagt, es handle sich um Verschleiß- und Alterserscheinungen oder um eine Aufbrauchkrankheit, bei der eben nichts zu machen sei. Zum Trost wird der Kranke fast jedes Jahr ins Bad oder zu einer Kur geschickt, was für die Versicherungsträger hinausgeworfenes Geld und für den Kranken einen Schaden bedeutet, denn die Kuren vermögen die Entwicklung nicht aufzuhalten. Dem Kranken wird vorgegaukelt, er tue schon etwas gegen seine Krankheit, und die Heilbehandlung mit vitalstoffreicher Kost wird dadurch versäumt. Hier könnte durch Aufklärung unendliche Not verhütet werden.

Viel gehen ist ein schlechter Rat

Es gibt bei den Arthrosen der Knie und Hüften noch einen leidigen Punkt; das ist der übliche falsche Rat, möglichst viel zu gehen. Der Kranke, der sich daran hält, hat nur Nachteile; er bekommt mehr Schmerzen und die Krankheit verschlimmert sich rascher. Es treten Reizzustände auf, die erst nach längerer Ruhe wieder abklingen. Aber leider wird der Kranke dadurch, dass er immer wieder erlebt, wie Ruhe bessert, nicht schlau, sondern er gibt sich größte Mühe, viel zu belasten, weil er sich dadurch einen Erfolg verspricht. Das Gegenteil ist richtig: Ein arthrotisches Gelenk braucht viel Schonung, je mehr, desto besser.

Wie kommt es aber zum falschen Rat, sich viel zu bewegen? Wenn man ein Gelenk, ein gesundes oder krankes, im Gipsverband absolut ruhigstellt, bekommt ihm das sehr schlecht. Ein Gelenk braucht den funktionellen Reiz der Bewegung. Durch Ruhigstellung versiegt die Gelenkschmiere, die Muskeln verkümmern, die Sehnen verkürzen sich, und in kurzer Zeit kommt es zur Versteifung. Dies gilt in besonderem Maße für kranke Gelenke.

Es ist aber ein großer Irrtum, einem Arthrosekranken deshalb zu raten, viel zu gehen, weil die völlige Ruhigstellung schadet. „Viel Gehen" ist nicht das Gegenteil von Ruhigstellung. Da letzten Endes immer der Erfolg entscheidet, wird der Kranke gut daran tun, auf seinen „inneren Arzt" zu hören. Wenn er sich nur ein wenig selbst beobachtet, stellt er sofort fest, dass jede vermehrte Belastung dem Gelenk schadet und dass Schonung Linderung bringt. Man kann die dem kranken Knie noch innewohnende Bewegungsfähigkeit mit einer Kapitalsumme vergleichen, zu der nichts mehr dazukommt. Muss der Besitzer von EUR 50000 noch 20 Jahre davon leben, darf er im Jahr nur EUR 2500 verbrauchen; er muss dann äußerste Sparsamkeit walten lassen. Er kann die Ausgaben aber auch auf fünf Jahre verteilen, dann kann er großzügiger leben, bis die Mittel erschöpft sind. Soll das Gelenk noch 20 Jahre halten, darf es nicht zu sehr strapaziert werden.

In der Praxis sieht dies so aus: Ist durch klinische Behandlung mit Frischkost, Bettruhe und physikalischen Maßnahmen eine erhebliche Besserung oder sogar Schmerzfreiheit erzielt, so besteht die Gefahr, dass der Kranke in der Freude darüber die arthrotischen Gelenke wieder zu sehr belastet. Damit aber Rückfälle infolge von Überbelastung verhütet werden, sollte der Betreffende möglichst wenig gehen und alle Wege, die nicht unbedingt zu Fuß zurückgelegt werden müssen, fahren.

Zusätzliche Behandlungsmethoden

Zusätzliche Behandlungen mit Bädern, lokaler Wärme, Einreibungen, Einspritzungen, Medikamenten usw. haben im Grunde keine heilende, sondern nur lindernde Wirkung. Als Unterstützung sind diese Maßnahmen unentbehrlich. Ohne richtige Ernährung vermögen sie aber eine Verschlimmerung nicht aufzuhalten.

Operationsergebnisse enttäuschend

Für fortgeschrittene Fälle sind schon zahlreiche Operationsmethoden angegeben, erprobt und empfohlen worden. So wurden zum Beispiel bei der Voßschen Hängehüfte bestimmte Muskelgruppen durchtrennt, um den Druck, mit dem der Hüftkopf in die Pfanne gepresst wird, zu verringern. Die künstliche Gelenkversteifung (Arthrodese) bringt Schmerzfreiheit auf Kosten der Bewegungsfähigkeit.

Moderne Knie- und Hüftprothese
Moderne Knie- und Hüftprothese

Häufig wird auch eine Operation durchgeführt, bei der das gesamte Hüftgelenk durch eine künstliche Plastikprothese (Endoprothese) ersetzt wird. Viele Patienten sind danach zunächst recht zufrieden. Da aber für eine endgültige Beurteilung, ob die Prothese sich auch über längere Zeiträume bewähren wird und mit welchen Spätkomplikationen zu rechnen ist, noch keine genügenden Erfahrungen vorliegen, ist vor allem bei frischen Fällen und jüngeren Patienten Zurückhaltung geboten.

Wo immer eine Operation erwogen werden muss, ist der Verdacht naheliegend, dass die Prophylaxe versäumt wurde.

Bildnachweis: istockphoto.com